Ressourceneffiziente Materialien für zukunftsfähige Technologien
Prof. Dr. Armin Reller ist Chemiker und seit 1999 Lehrstuhlinhaber des Lehrstuhls für Ressourcenstrategie am Institut MRM (Material Resource Management) der Universität Augsburg. Der Focus seiner Forschungs- und Lehrtätigkeit richtet sich auf ganzheitliche Konzepte für einen zukunftsfähigen und ressourcenschonenden Umgang mit Stoffen und Materialien unter Berücksichtigung ökologischer, sozioökonomischer, politischer und kultureller Aspekte. In Disziplinen übergreifender Zusammenarbeit mit Material-/ Betriebs-/ und Sozialwissenschaftlern sowie der Geographie werden Rohstoffe für Zukunftstechnologien hinsichtlich Vorkommen, geologischer Verfügbarkeit, Funktion und Eigenschaften, Recycling- und Reuse-Potenzial, ökologischem Gefährdungsgrad, sowie sozialen Missständen entlang der jeweiligen Wertschöpfungskette analysiert und bewertet. Prof. Reller ist Mitglied des Leitungsgremiums der Fraunhofer-Projektgruppe für Wertstoffkreisläufe und Ressourcenstrategie, Vorstandssprecher des Wissenschaftszentrums Umwelt der Universität Augsburg und wiss. Beiratsmitglied in Sachverständigen-Gremien wie dem Umweltbundesamt, dem Umweltcluster Bayern, der Schweizerischen Akademie der Technischen Wissenschaften sowie Editorial Board-Mitglied des Wissenschaftsverlages Elsevier im Bereich „Current Opinion in Green and Sustainable Chemistry“.
Herr Prof. Reller, wie trägt Ihr Fachgebiet zur Ressourceneffizienz bei? Wie können Sie mit Ihrer Expertise Ressourceneffizienz fördern?
In den letzten drei Dekaden hat sich der Einfluss des Menschen auf die natürliche Umwelt stetig ausgeweitet. Drei substantielle Faktoren haben dies maßgeblich geprägt und verändert: die Materialvielfalt ist exponentiell angewachsen, die Materialströme haben globale Dimension angenommen und die Abhängigkeit von Rohstoff-, Energieträger- und Ressourcenimporten hat enorm zugenommen. Betrachten wir diese Entwicklung am Beispiel der Metalle. In der Mikroelektronik wurden seit 1990 30 bis dahin nicht funktionalisierte Metalle in unterschiedlichste Wertschöpfungs- und Produktionsketten integriert. Die Vorkommen einer Vielzahl dieser Metalle sind jedoch selten und die meisten werden nur als Kuppelprodukt gewonnen.
Im Arbeitskreis des Lehrstuhls für Ressourcenstrategie entwickeln wir deshalb Methoden und Strategien, deren Ziel es ist, mit Rohstoff spezifischen Kritikalitätsanalysen Risiken zu identifizieren und Maßnahmen im Sinne einer sicheren, zukunftsorientierten und sozial gerechten Rohstoffversorgung abzuleiten. Bei der Bewertung der jeweiligen Rohstoffe liegt der Focus der Betrachtung nicht nur auf deren kurzfristigem wirtschaftlichem Potenzial, sondern richtet sich entsprechend einer gewissenhaften Abwägung zwischen pragmatischem Machbarkeitskalkül und einer generationengerechten Herangehensweise auch auf geschlossene Werk-/Wertstoffkreisläufe unter Berücksichtigung von Ressourceneffizienz, Recyclingfähigkeit und Substituierbarkeit sowie eine möglichst hohe Transparenz in der gesamten Wertschöpfungskette. Sowohl bei der Kritikalitätsanalyse als auch bei den am Lehrstuhl entwickelten so genannten Stoffgeschichten handelt es sich um Konzepte, die für ressourcenstrategische Entscheidungen zur Risikominderung und Umsetzung intelligenter Konzepte für sämtliche Infrastrukturbereiche (Kommunikation | Information | Energie | Gesundheit | Ernährung | Verkehr und Mobilität) herangezogen werden können.
Warum sollten sich Unternehmen für Ressourceneffizienz interessieren?
Unternehmen sollten sich aus meiner Sicht für das Thema Ressourceneffizienz interessieren, da sie dadurch risikofreier, zukunftsweisend, sozial- und umweltverträglich als auch mittelfristig planbar und kostensparend produzieren können.
Mit welchen Problemen oder Fragestellungen könnte ich als Kunde oder Ratsuchender zu Ihnen kommen? Welche Kunden oder Kooperationspartner suchen Sie?
KMU’s, aber auch international tätige Unternehmen können sich mit spezifischen Materialfragen an uns werden. Sinnvolle Kooperationen ergeben sich sowohl aus konkreten aktuellen Fragestellungen der Industrie als auch mit zukunftsgestaltenden gesellschaftsrelevanten Unternehmen, Organisationen und Einrichtungen.
Was sind Ihrer Meinung nach die aktuell (oder zukünftig) wichtigsten Herausforderungen im Bereich Ressourceneffizienz für die Zukunft?
Für eine lebenswerte und gesicherte Zukunft stehen wir vor der großen Herausforderung, intelligente und innovative Produktionsverfahren und Produkte zu entwickeln, die sowohl risikoarm und sozial verträglich, ökologisch und ökonomisch sinnvoll sind. Die größte Herausforderung dürfte dabei wohl darin liegen, sämtliche Akteure – vom Produzenten bis zum Konsumenten – für die Verantwortung zu sensibilisieren, die uns allen im Zusammenhang mit der Nutzung von stofflichen Ressourcen zukommt. Letztlich entscheidet sich unsere Zukunft an der Intaktheit unserer materiellen Welt.
Bildquelle: nikky maier

Prof. Dr. Armin Reller
Universität Augsburg Institut für Materials Resource Management
86159 Augsburg
Fax +49 821 598-3001
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